Zwickel auf Bizyckel

Kollektivspielfilm | 1968-69 / 1997

Spielfilm

Deutschland | 1968-69 | 1997

35 mm | 85 min


Originalversion · deutsch
Untertitel · englisch


Entstehungsgeschichte des Films

Unter dem Arbeitstitel „Auf der Suche nach dem Glück“ entstand 1967 ein von Reinhard Kahn und Michel Leiner geschriebenes Drehbuch, in dem Personen aller sozialen Schichten auftreten. Dieses Drehbuch bekam 1968 eine Projektförderung des Kuratoriums „Junger Deutscher Film“ zugesprochen. Nach einigen Erfahrungen mit der kollektiven Arbeitsweise am Institut für Filmgestaltung Ulm entschlossen sich die Drehbuchautoren – als die erste Fördergeldrate überwiesen war – den Film zusammen mit anderen Mitstudenten zu realisieren. Das Kollektiv, bestehend aus sieben FilmstudentInnen und einer ehemaligen Sekretärin, zog zum Jahreswechsel 1968/69 nach Frankfurt am Main, mietete ein Haus im Westend, nannte sich „Epplwoi Motion Pictures“ und begann mit den Dreharbeiten. Für deren Finanzierung standen nur die Mittel aus der Projektförderung zur Verfügung. Das Kollektiv teilte sich in zwei Teams. Für ihre Arbeit wählten sie eine halbdokumentarische Methode, drehten an Originalschauplätzen und setzten als Darsteller nur Laien ein, die die gleichen Berufe wie die Figuren im Drehbuch hatten.
Als das Geld aufgebraucht war und das Kollektiv sich 1970 auflöste, lag „Zwickel auf Bizyckel“, nur als Arbeitskopie vor. Nachdem dieser Film 28 Jahre als Schnittkopie liegengeblieben war, wurde er 1996/97 von Reinhard Kahn noch einmal überarbeitet, bis er schließlich 1997 erstmals öffentlich gezeigt wurde.


Inhalt

Erzählt wird ein Abschnitt aus dem Leben zweier Personen, Doris und Robert, die sich im Film nicht treffen. Die Kindergärtnerin Doris soll ein vierjähriges Kind zu dessen Eltern nach Afrika bringen. (Doris: „Fremde Länder will ich seh’n, Neger, Löwen und Palmen – In Filmen spürt man ihn immer weh’n, den Wüstenwind, den warmen…“).
Der schielenden Bauhilfsarbeiters Robert glaubt, durch eine Augenoperation auch seine sonstigen Probleme lösen zu können. Aber ganz so ist es nicht.


Stab | Besetzung

Regie · Kollektiv (Reinhard Kahn | Michel Leiner | Jeanine Meerapfel | Ingeborg Nödinger | Rolf Scheimeister | Pavel Schnabel)
Drehbuch · Reinhard Kahn und Michel Leiner
Schnitt · Reinhard Kahn und Michel Leiner
entgültige Fassung· Reinhard Kahn und Michel Leiner
Darsteller · Roswitha Balser | Gabi Weber | Viktor Huber | Sabine Ebner
Kamera · Rolf Scheimeister | Pavel Schnabel
Produktion · Epplwoi Motion Pictures, Frankfurt am Main, 1969/70 | Reinhard Kahn Filmproduktion, Frankfurt am Main, 1997


Preise | Festivals

1997
Hessischer Filmpreis · Deutschland

1997
Hofer Filmtage · Hof | Deutschland
Frankfurter Filmschau
· Frankfurt | Deutschland
Deutsche Reihe – Forum des Jungen Films ·
Berlin


Verleih | Vertrieb

Reinhard Kahn Filmproduktion (Frankfurt am Main)


Pressestimmen

„…’Zwickel auf Bizyckel‘ einen Lacherfolg zu nennen, hieße ihn auf die populärste seiner Qualitäten zu reduzieren; mindestens so entscheidend für das Wunder, das dieser kleine Film heute darstellt, sind seine exzellente Schwarzweißphotographie, seine dokumentarischen Seiten (das Kino als perfekte Zeitmaschine) und vor allem natürlich seine erfundenen Figuren, die dargestellt von Laien, nicht wahrhaftiger sein könnten. Als habe Jim Jarmusch mit Leuten von der Straße ein Drehbuch von Achternbusch inszeniert, so wirken die zwei parallel erzählten Geschichten von Doris, der schlampigen Kindergärtnerin, und Robert, dem schielenden Hilfsarbeiter. „Was könnte ich mir für meine Küche denn noch anschaffen?“ fragt Doris am Ende, und der sich darauf entspinnende Dialog zwischen ihr und ihrer Freundin, ob Gas- oder Elektroherd, muß zu den grandiosesten Dada-Filmdialogen seit Karl Valentin zählen…“
Frankfurter Rundschau, Frankfurt am Main (Robert Fischer, 28.10.97)